Vom Inn zur Isar - Besuch des HVR Rosenheim in Landshut

 

Auch bei der zweiten Veranstaltung dieser Art machte sich ein gut gefüllter Bus auf den Weg nach Niederbayern. Die Route auf der B 15 verläuft bis Haag auf der ehemaligen Grenze des Herzogtums Bayern-München und Bayern- Landshut. Viele Teilnehmer staunten nicht schlecht, als sie erführen, daß Rosenheim bis vor gut 500 Jahren zu Niederbayern gehörte, das an Größe und Bedeutung Oberbayern deutlich überragte. Hr. Prof. Dr. Treml nutzte die Busfahrt für einen geschichtlichen Überblick über die spannende Zeit des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit in Altbayern, die heute leider zu sehr aus der Sicht der Ritterfestspiele und Raubrittersagen betrachtet wird. Die äußerst komplexe Ausgestaltung der Herrschaftsbeziehungen und der Stände untereinander gerät dabei meist in Vergessenheit.

Am Beispiel der Reichsgrafschaft Haag sieht man sehr schön, daß von einem homogenen Staatsgebiet nicht gesprochen werden kann. Ein Beispiel aus der Landesausstellung „Adel in Bayern“ konnte hier gleich „im Vorbeifahren“ vertieft werden.

Die Stadtführung begann mit dem Besuch der neugestalteten „Kunst- und Wunderkammer“ auf der Burg Trausnitz. Diese Vorläufer der heutigen Museen veranschaulichen den Wissensstand der Zeit des 16. Jahrhunderts , als noch über so manchen Dingen der Zauber des Geheimnisvollen lag und noch kein aufgeklärter wissenschaftlicher Geist manche aus heutiger Sicht skurrile Vorstellung in das Reich der Fabel verwies. Eine engagierte Führerin vermittelte der Gruppe sehr gekonnt diese Wunderwelt der Frühen Neuzeit.

Auf dem kleinen Rundgang durch die Räume der mittelalterlichen Burg und bei einem Blick im Vorbeigehen auf die wertvollen Fresken der „Narrentreppe“, die Szenen der Commedia dell´arte aus der Zeit der Renaissance zeigt, wurde deutlich, daß Landshut einmal Landeshauptstadt war. Vom Söller aus konnte man noch die wunderschöne Aussicht über die Stadtlandschaft und das Umland genießen.

Da der Wettergott noch ein Einsehen hatte, konnten die letzten Sonnenstrahlen im Biergarten des Traditionsgasthofes „Hofreiter“ während der Mittagspause genossen werden.

Pünktlich zum Beginn der Stadtführung setzte der schon angekündigte Regen ein. Die exkursionserprobten Teilnehmer ließen sich aber davon nicht beeinträchtigen und folgten dem kundigen Stadtführer zu ausgewählten Plätzen, um Wesentliches zur Bau- und Kunstgeschichte der an Baudenkmälern reichen Altstadt zu erfahren.

Die Martinskirche ist Stein gewordenes Manifest bürgerlichen Standesbewußtseins und Gegenpol zur Burg. Mit dem mit 131 Metern höchsten Backsteinturm Deutschlands war die Bürgerschaft auch im übertragenen Sinn auf gleicher Augenhöhe mit dem Herzog.

Der imposante Innenraum der gotischen Hallenkirche lässt den Besucher still werden und das geschäftige Treiben um den Kirchenbau herum schnell vergessen.

Zum Abschluß der Führung vollzog die Gruppe einen Zeitsprung von der Gotik in die Welt der italienischen Renaissance. Herzog Ludwig der X. von Bayern ließ sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine neue Residenz am Stadtplatz erbauen und nach dem Vorbild des Palazzo del Té in Mantua künstlerisch ausgestalten. So entstand als Herzstück der weitläufigen Residenz der wohl schönste Arkadeninnenhof italienischer Prägung nördlich der Alpen.

Im großen italienischen Saal mit seinen mit antiken Szenen und Motive ausgemalten Stuckkassetten, wurde den Teilnehmern Zusammenhänge dieser Komposition und Bildsprache aufgezeigt.

Nachdem sich der Regen inzwischen verzogen hatte, wurden die letzten eineinhalb Stunden noch für einen vertiefenden individuellen Stadtbummel oder einen Ausklang in einem der gemütlichen Kaffeehäuser genutzt.

Hans M. Ziegler

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